Bei einem Schüleraustausch in die USA kann man die unterschiedlichsten Regionen des Landes kennenlernen. Ole N. ist zurzeit mit TravelWorks an einer öffentlichen High School in den USA und wurde dabei an einen ungewöhnlichen Ort platziert: In ein Indianerreservat an der Nordwestküste der Vereinigten Staaten! Dankenswerterweise hat er sich die Zeit für ein kleines Interview genommen, um uns vom Leben an seiner High School und im Reservat zu berichten.
Hallo Ole, was waren Deine ersten Gedanken, als klar war, dass Dich Dein Schüleraustausch in einen Indianerstamm führen würde?
Natürlich fragt man sich zunächst mal, wie ein Indianerstamm heutzutage so aussieht. Lebt man in Tipis oder spricht man eine andere Sprache (OK das ist jetzt ein bisschen übertrieben)? Aber nach ein bisschen Research wurde mir dann recht schnell klar, dass es fast genau das Gleiche ist, wie in jedem anderen amerikanischen Dorf.
Was haben Deine Freunde und Deine Familie gesagt, als Du ihnen davon erzählt hast?
Natürlich haben auch sie erstmal an die Indianer aus dem Wilden Westen gedacht, doch ganz ernst gemeint war das nie. Einige waren schon etwas schockiert, dass die nächste Stadt 1 ½ Stunden entfernt ist, aber damit muss man in den USA, vor allem im Westen, ja rechnen.
Was würdest Du sagen, wie sich Dein Alltag in einem Indianerstamm vom Alltag in „normalen“ Gastfamilien unterscheidet? Gibt es große kulturelle Unterschiede?
Nein, das denke ich nicht. Ich gehe wie jeder andere von 8:30 bis 15:00 in die Schule, habe ein paar Stunden Freizeit, gehe abends zum Basketball Training und fahre am Wochenende zu Basketballspielen oder in die Stadt. Tatsächlich gibt es aber Traditionen, die noch an den “wilden Westen” erinnern: Zum einen kann man Tanzuntericht nehmen, um nicht Walzer und Foxtrott sondern spezielle Native American (unrassistisches Wort für Indianer) Tänze zu erlernen. Darüber hinaus wird bei Football- oder Basketballspielen manchmal auf Makah (Der Stamm) gesungen. Dabei bekomme ich immer Gänsehaut, da man solch einen Kulturstolz wohl nirgendwo in Europa oder den normalen USA finden kann.
Makah Statuen vor dem Museum in Neah Bay (Foto: John Fowler, cc)Erzähl uns ein bisschen was von Deiner Schule: Sie ist mit 170 Schülern ja relativ klein. Gehören die anderen Schüler alle zum Stamm der Makah? Hast Du besondere Fächer, die es woanders nicht gibt: Rauchzeichen, Pfeil & Bogen, Kriegsbemalung?
Als ich diese Frage gelesen habe wurde mir so richtig klar, was für eine komplett falsche Vorstellung man in Europa unter dem Begriff “Indianerreservat” hat: Es gibt zwar das Wahlfach Makah, um die Sprache zu erlernen, aber das war es dann auch. Wie schon gesagt, es dürfte fast alles sein wie in allen anderen amerikanischen Städten. Von meinen Mitschülern sind schon die meisten zum Teil Makah, aber kein einziger zu 100 Prozent. Es gibt immer jemanden in der Familie der von Immigranten abstammt.
Ansonsten dürfte meine Schule ganz normal sein, abgesehen davon dass wir gerade zum zweiten Mal in Folge Washington State Champion im Football geworden sind.
Hast du dich am Anfang in einer so kleinen Schule wie ein “bunter Hund” gefühlt? Wie haben Dich Deine Klassenkameraden aufgenommen?
Wie ein “bunter Hund” habe ich mich überhaupt nicht gefühlt, da die meisten Schüler erstens deutsche Wurzeln haben und es zweitens auch einige ohne Native Hintergrund gibt. Ich wurde von Anfang an gut aufgenommen.
Wie hat Deine indianische Gastfamilie Weihnachten gefeiert? Feiern sie es überhaupt?
Da meine Gastfamilie christlich ist, natürlich. Aber auch wenn sie das nicht wären, würde es keinen Unterschied machen, da hier jeder Weihnachten feiert.
Vielen Dank, lieber Ole, für das Interview und viel Spaß bei Deinem weiteren High School Aufenthalt!
Eine Antwort auf „Schüleraustausch im Indianerreservat“
Es ist sehr interesant ein Schüleraustausch in einem Indianerreservat zu mache, denn ich möchte es auch gerne machen!