Die erste Woche ist rum und tausende Eindrücke schwirren bereits in meinem Kopf herum – ich muss sie erst einmal versuchen zu ordnen und in Worte zu fassen. Was ich bisher von Vietnam gesehen habe ist einfach nur wunderschön – sei es die einzigartige Gastfreundschaft, mit der man hier aufgenommen wird, die üppige Natur, die sich manchmal sogar in der Millionenstadt Da Nang zeigt, die komplett andere Kultur, die einen immer wieder zum Staunen bringt oder einfach nur das außerordentlich heiße Wetter, sodass man sogar nachts mit Flip Flops rausgehen kann.
Freiwilligenprojekte in Da Nang, Vietnam
Die Freiwilligenarbeit hier in Da Nang ist sehr vielfältig. Bevor ich hierherkam, dachte ich, dass ich mich entweder auf Bildung von Kleinkindern oder Betreuung von Behinderten spezialisieren müsste. Im Prinzip ist es aber vielmehr eine Mischung der beiden und darüber hinaus noch viel mehr. So habe ich zusätzlich die Chance, mit ehemaligen Obdachlosen und Senioren, die wie in einem Altenheim zusammenleben, Freizeitaktivitäten zu unternehmen, die Räumlichkeiten zu verschönern (zum Beispiel durch Bemalen der Wände) oder mit den Studenten einer Universitätsklasse englische Konversation zu betreiben. Durch diese Vielfalt wird es mir in den vier Wochen, die ich insgesamt hier sein werde, garantiert niemals langweilig.
Doch in den ersten beiden Tagen bekommt man hier grundsätzlich als Volontär erst einmal eine Einführung in die Projekte und ein kleines Kulturprogramm inklusive Stadtführung und Vietnamesisch-Kurs. Außerdem steht die Erledigung einer organisatorischer Dinge auf dem Plan, wie zum Beispiel die Besorgung einer lokalen SIM-Karte, um möglichst immer erreichbar zu sein und auch jemanden erreichen zu können, falls man einmal selbst Hilfe braucht. Erst am dritten Tag wird man dann in die Projekte mitgenommen, beobachtet dabei zurückhaltend die anderen Freiwilligen bei der Arbeit und legt manchmal bereits selbst Hand an, wenn man gebraucht wird. So erfährt man am besten, wie man in den einzelnen Projekten mit den Menschen umgehen sollte und wie man ihnen am einfachsten helfen kann.
Vietnamesischen Kindern Englisch lehren
Eine der Hauptaufgaben der Freiwilligenarbeit in Da Nang führt uns in kleine Schulen, Kindergärten und Vorschulen, wo wir den vietnamesischen Kindern spielerisch erste Englisch-Kenntnisse beibringen. Dabei gibt es immer ein Warm-Up, bei dem die Kinder auf Kommando irgendeine Aktion ausführen müssen, während sie das passende englische Wort dafür benutzen (zum Beispiel „turn around“ – alle drehen sich um ihre eigene Achse). Danach werden Bilder von Dingen gezeigt, dessen englische Begriffe sie lernen, von 1 bis 20 gezählt oder das ABC aufgesagt. Zwischendurch spielt man immer mal wieder, um so alles aufzulockern, und schließlich singt man gemeinsam ein oder zwei einfache englische Lieder wie „Old McDonald Had A Farm“.
Nach drei Klassen der schreienden aber liebevollen Plagegeister, die oft mehr Unsinn als Unterricht im Sinn haben, ist man dann aber ganz schön erschöpft. Zur Verabschiedung gibt es ein high five für jeden Schüler und unsere vietnamesischen Kolleginnen Ly und Nuong sowie wir mit „goodbye teachers“ von ihnen lachend in die Mittagspause entlassen.
Behinderte Kinder therapieren und betreuen
Im social center der Stadt leben auf einem großen Areal ehemalige Obdachlose, behinderte Kinder und Jugendliche sowie Senioren zusammen, die leider unglücklicherweise nirgends anders erwünscht sind. Die Kinder wurden oft von ihren Eltern wegen ihrer Behinderung aufgegeben, manche sind sogar Waisen. Die Senioren haben meist keine Familie mehr, die sich um einen kümmert und die Obdachlosen dürfen in Da Nang laut Gesetz nicht auf der Straße leben, um so die Stadt sauber zu halten.
In dieses soziale Zentrum führt es uns beinahe täglich, um Hilfe in allen Lebensbereichen zu leisten. Eine der wichtigsten Institutionen ist die kleine Physiotherapie-Klinik, in der wir mit Vy, einer vietnamesischen Physiotherapeutin, Übungen mit den behinderten Kindern oder mit Herzinfarkt-Patienten machen. Aber auch Verschönerung der Räume durch Bemalung der Wände mit bunten Comic-Figuren steht oftmals auf dem Programm.
Eine weitere Institution, die wir mehrmals wöchentlich aufsuchen, ist ein Waisenhaus des Roten Kreuzes, in dem entweder behinderte und / oder von ihren Eltern fallengelassene Säuglinge oder Kleinkinder betreut werden. Wir spielen mit den Kleinen, füttern sie mit Brei oder Milch, gehen mit ihnen spazieren oder versuchen ihnen spielerisch das Zähne putzen beizubringen.
Freizeitaktivitäten für Senioren und Obdachlose
Für die Senioren und älteren Obdachlosen, die meist nur im Schlafanzug durch ihre Räume wandern, oft auch den ganzen Tag nur sitzen oder liegen, versuchen wir körperliche Aktivitäten zu organisieren. Jeden Tag macht ein Volontär und eine Betreuerin mit ihnen einfache gymnastische Übungen, um so ein bisschen Bewegung in ihre alten Knochen und Gelenke zu bekommen. Den meisten macht das auch ziemlich viel Spaß. Manche müssen wir allerdings mit einer kleinen Essens-Belohnung ködern, da sie sonst auf ihren Betten liegen bleiben und sich kaum einen Meter bewegen 😉 .
Auch ein Ausflug in eine große Pagode am Rande der Stadt stand letzte Woche auf dem Programm. Der Projekt-Manager Viet organisierte einen Kleinbus, mit dem wir die älteren Herrschaften zu den Tempeln und der riesigen, weiblichen Buddha-Statue, die über der Stadt thront, kutschierten. Sie beteten dort, vertraten sich die Beine und waren erstaunt über den riesigen Buddha und die atemberaubende aber leider durch den Smog etwas diesige Aussicht auf Da Nang. Nach dem kurzen Ausflug gönnte Viet allen ein gemeinsames Mittagessen in einem vegetarischen Restaurant, das aus Spendengeldern finanziert wurde.
Englisch-Kurs an der Dong-A-Universität
Aus Mangel an qualifizierten Englischlehrern an den vietnamesischen Schulen und Universitäten ist auch in höheren Bildungsebenen die Hilfe einiger Freiwilliger gefragt, die besonders gut durch ihr Englisch auffallen. Oft sind diese sogar qualifizierter als die eigentlichen Englisch-Lehrer, denen die Aussprache und Grammatik trotz jahrelanger Übung immer noch schwer fällt. Ich war einer dieser Glücklichen, die diese Art von Freiwilligenarbeit an einer der Universitäten in Da Nang ausführen durfte, was eine weitere Ebene in meine Hilfsarbeit hier in Vietnam brachte.
Es macht sehr viel Spaß, sich mit Englisch sprechenden Vietnamesen zu unterhalten, da man dadurch noch viel mehr über das Leben hier erfährt – denn sonst sprechen nur die wenigsten Vietnamesen im täglichen Zusammentreffen fortgeschrittenes Englisch. Letzte Woche stand in der Klasse ein mündlicher Test an, bei dem wir den Studenten als Präsentationsthemen die verschiedensten Lebensbereiche in Vietnam gaben (wie etwa Politik, Städte, Musik, Sport, Klima, …), um so selbst auch mehr über das Land zu erfahren. Die Prüfung war dadurch ein voller Erfolg für beide Seiten.
Alles in allem gefällt mir die Arbeit hier in Da Nang sehr gut, die Projekte sind perfekt organisiert und mit Viet, Ly, Nuong und Vy haben wir stets hilfsbereite Betreuer zur Hand, die uns bei der täglichen Arbeit zur Seite stehen und immer ein offenes Ohr haben, wenn wir irgendwelche Probleme, Anliegen oder Fragen haben. Demnächst erzähle ich euch von unseren Freizeitaktivitäten, die wir in der langen Mittagspause, abends oder am Wochenende unternehmen, um uns das Leben in Da Nang noch weiter zu versüßen 🙂 .