Nun bin ich auf meinem Sprung raus aus Kanada. Nils auch! Nur für ihn geht´schon wieder zurück nach Deutschland, für mich stehen noch zwei Länder auf der To-Do Liste 😉 Ecuador & Costa Rica. Von daher wird dies mein vorerst letzter Blogpost aus Kanada sein. But we´ll be back! Mit ganz viel Geld & Zeit & Motorrädern 😀
In unseren letzten Tagen hier hat sich Kanada nochmal von diversen anderen Seiten gezeigt und uns verzaubert. Auch das Kanadische Bier hat unserem Gaumen gehäuft geschmeichelt, es ist aber auch zu gut :9 in jedem winzigen Städtchen gibt es kleine Brauereien mit “charakterstarkem” Bier. Wandern und Bier passt allerdings gut zusammen, wie wir mit Hingabe beweisen konnten 😀 Angefangen in Jasper, von wo an wir eigentlich nur noch Biergarten- & Wanderwetter hatten, bis nach Banff haben wir unseren Bewegungsdrang nach langer Fähr- und Zugfahrt ausleben können. Um unser Naturerlebnis in den wohl schönsten Nationalparks der Erde zu optimieren, war unser Zelt die Unterkunft der Wahl. In Jasper rissen wir so ziemlich jeden Tag unsere 20-25 km ab. Total surreal liefen wir jeden Tag an türkisblauen Seen und mit Nadelwäldern gesäumten Flusslandschaften vorbei, in deren Hintergrund und in jede Himmelsrichtung dien Rocky Mountains thronten. Dazu ganz viel Nagetiere, ob normale Eichhörnchen, Streifenhörnchen, Bodeneichhörnchen, Chipmunks oder Murmeltiere, die mit ihrem Gepiepe und Geschnatter, neben dem Rauschen des Flusses oder der Züge, ein Großteil der Geräuschkulisse ausmachten und nebenbei unglaublich süß anzuschauen sind. Allerdings sind wir auch größerem Viehzeugs begegnet 🙂 Ganz viele Elche, die auch gerne vor unserem Zelt ihr Geschäft verrichteten, Rehe und sogar einem Schwarzbären in freier Wildnis, ohne Zaun dazwischen. Da schlug mein Herz auch etwas schneller, doch der war ganz vertieft in seinen Nachmittagssnack und bemerkte uns gar nicht, dennoch machten wir einen großen Bogen um ihn herum mit Baerspray griffbereit.
Am 1. Juli wurde der Nationalfeiertag “Canada Day” gebührend mit einem öffentlichen Pancake Breakfast im Park und (Karnevals-) Parade durch die Stadt gefeiert. Die Kanadier lieben eben ihr schönes Kanada – und ich auch!!! Da mein Herz nun zu einem Viertel Kanada gehört (2/4 Deutschland und 1/4 Neuseeland) entwickelte sich auch leichter Patriotismus im Frühstadium 😀
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Übrigens legte ich mir in Jasper den wohl coolsten Pyjama unseres Sonnensystems zu. Bild anbei. 🙂 Ihr könnt ruhig euren Neid bekennen! 😛 Leider passte nur noch einer in meinen überfüllten Backpack, sonst würde ich noch ein paar als Souvenir einpacken. Hoffe also auf eine Pyjama-Party zurück in der Heimat.
Nach Jasper folgten ein paar Tage in Lake Louise, einem Städchen etwas südlich von Jasper mit einem gleichnamigen See und sowieso noch dutzenden anderen Seen drum herum, wo einer schöner ist, als der andere. Moraine Lake ist wohl so ziemlich einer der schönsten. Von hier aus unternahmen wir auch die mehrstündige Wanderung zum Sentinel Pass und wieder zurück. Nils kürzte bergab mit einer einer Popo-Rutsche den steilen schneebedeckten Hang ab 🙂 Mit unterwegs waren Anne und Jan, ein deutsches Ärztepärchen aus Frankfurt. Mit den beiden wurden anschließend abends auch gekocht und etwas Bier getrunken.
Unsere Zeit in der Natur bzw, für´s Wandern hing maßgeblich von der WM ab und durfte nicht mit den Spielen der deutschen Nationalmannschaft interferrieren und diese waren eben meistens bei uns entweder morgens um 10 oder mittags um 2. Prioritäten setzten und Farbe bekennen! So kam auch Gretas Deutschland-Schminkstift, den ich nun seit fast einem Jahr mit mir herumtrage endlich mal zum Einsatz und schau an, wir gewinnen 7:1. Ist das noch Zufall? Bei dem Torregen sind wir beinahe rücklings von unseren Barhockern im Pub in Banff gefallen. Einfach unfassbar. Zum Abpfiff und für die Verdauung des Geschehenen mussten wir uns erstmal ein Jägi gönnen.
Banff, der erste Nationalpark Kanadas, ist jedoch vor allem für seine Berge, Seen und Flüsse bekannt und daher wurde hier auch wirklich Bergsport betrieben, wie meine Beine immer noch bezeugen können. Wir entschlossen (geistesabwesend, waghalsig, hirnrissig) uns dazu den Mount Rundle (2995m) hoch zu kraxeln und wieder runter zu kreuschen. Und Kraxeln un Kreuscheln trifft es so ziemlich genau. Wanderwege hören ab einer gewissen Höhe auf und so heißt es durch lose Steine, Geröll, teilweise Schnee irgendwie hoch und wieder runter schleppen. Meine Knie waren glücklich, noch 3 Tage später 😀 doch die Erfahrung, die Herausfordung und ganz besonders die Aussicht an der Spitze waren es einfach wert. Als Belohnung nach der Tortur machten wir uns abends zurück auf dem Zeltplatz ein Lagerfeuer, grillten Kottletts und tranken Bier. Doch nach einer ausgiebigen warmen Dusche fielen wir vor allem schnell ins Bett. Am nächsten Tag gönnten wir uns einen Ruhetag: Lesen, Häkeln, Sonnen & Kirschen essen.
Damit hatte sich Kanada “naturell”, aber noch lange nicht kulturell erledigt. Denn während unserer letzten zwei Tage in Calgary wurden wir Zeugen von etwas Gewaltigem. So ähnlich wie Karneval in Köln oder Oktoberfest in München, so gehört die Stampede (= “the greatest outdoor show on earth”) zu Calgary. Ein riesiges Volksfest, es war in jedermanns Munde und an jedermanns Füßen waren Cowboystiefel. Cowboyhüte, Westernhemden wohin man nur schaute. Ganz Calgary, nein vermutlich ganz Alberta war im Rodeo-Fieber. Zum Vokaular enes Cowboys gehört eigentlich nur ein Wort: “Yee-haw!” und wie uns unser Busfahrer nach Calgary erklärte, kann das als Freudenschrei, aber auch als “Hello” und “Goodbye” dienen und ich zitiere: “it definitely means, bring me another beer!” 🙂 Wir kamen uns vor wie in Texas! Natürlich wollten wir auch einmal in den Grandstand, um zu sehen, wie echte Männer auf echten Bullen reiten, aus den Satteln geschmissen werden oder sich gar selbst vom Pferd auf ein Lamm schmeißen und es fesseln. Wetter passte auch mal wieder und Bier gab es auch, leider nur Budweiser… 😉
Jaaaa, Nils und ich hatten eine schöne Zeit und aufregende zwei letzte Tage in Kanada. Ein wenig neidisch bin ich ja schon auf Nils, dass er nun schon Freunde und Familie wiedersehen kann. Doch dafür werde ich noch wertvolle Eindrücke in Ecuador und Costa Rica sammeln und definitv mein Spanisch auf einen Höchststand bringen 😉
Eine Antwort auf „Beer, bears and bare Brazil“
Das mit den Hörnchen hat sich so schön angehört. Bei uns ist das Wetter entweder zu heiß oder zu nass. Wir sind auf deinen letzten Reisebericht gespannt und am allermeisten auf Dich!