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Als Au Pair in die USA – Fragen und Antworten

Hier im TravelWorks-Büro freuen wir uns immer, wenn wir Besuch von unseren Partnerorganisationen bekommen. Vor Kurzem war Michael von unseren Au Pair-Partnern in den USA bei uns zu Gast. Wir haben die Chance ergriffen und ihm ein paar Fragen zum Thema Au Pair gestellt.


Hi Michael, schön dich bei uns zu haben! Als allererstes möchten wir wissen, was dafür spricht, ein Jahr als Au Pair im Ausland zu verbringen? Und warum ausgerechnet in den USA?

Als Au Pair wirst du vollwertiges Mitglied einer Familie und bist nie wirklich alleine. Du kannst dein Englisch verbessern und sogar nebenbei College-Kurse besuchen.

Das Au Pair-Programm bietet dir außerdem eine Menge Unterstützung, die bei anderen Auslandsprogrammen nicht unbedingt enthalten ist, so sind z.B. im Programmpreis schon der Hin- und Rückflug sowie eine Versicherung und die Orientierungsveranstaltung in New York mit drin.

Warum in den USA? Ich als Amerikaner bin natürlich voreingenommen, aber die Vereinigten Staaten sind ein tolles, vielseitiges und vor allem großes Land und es gibt so viel zu sehen und zu entdecken, dass ein Urlaubsaufenthalt einfach nicht ausreicht. Um die Kultur der USA intensiv kennenzulernen und vielleicht auch ein paar Klischees aus dem Weg zu räumen, ist es wirklich empfehlenswert ein ganzes Jahr zu bleiben.


Du hast bereits die Orientierungstage in New York City erwähnt. Inwiefern profitieren unsere Teilnehmer/innen davon?

Viele Au Pair-Programme bieten eine Vorbereitung auf den Aufenthalt im Ausland nur online an. Das bedeutet, dass Au Pairs auch keine anderen Au Pairs treffen, bevor sie in ihren Gastfamilien ankommen.

Durch unsere Orientierungstage in New York kommt ihr als Gruppe in den USA an, lernt Leute aus der ganzen Welt kennen und trefft vielleicht zum ersten Mal Gleichaltrige aus China, Brasilien, Südafrika, Mexiko oder Australien. So entstehen direkt neue Freundschaften.

au-pair-usa3Außerdem habt ihr genug Zeit, diese internationale und einzigartige Stadt zu erkunden, und könnt euch schon mal daran gewöhnen Englisch zu sprechen, bevor ihr es bei eurer Gastfamilie tun „müsst“. Man kann also sagen, dass die Orientierung in New York eine Art „Warm Up“ für euren Aufenthalt in den USA ist.


Die meisten Au Pairs sind weiblich. Hast du konkrete Tipps für Jungs, die gerne Au Pair werden möchten?

An alle Männer da draußen: Es ist durchaus möglich, aber es ist ein wenig schwierig. Es ist nicht immer einfach, ein männliches Au Pair zu sein, aber „Bropairs“ oder „Mannies“ – wie männliche Au Pairs inzwischen oft genannt werden – werden immer beliebter.

Wenn du ein „Bropair“ für eine Familie sein möchtest, musst du tendenziell qualifizierter sein als der durchschnittliche Bewerber. 9 von 10 Au Pairs sind Frauen, also musst du als Mann herausstechen: Du solltest ein erfahrener Autofahrer sein, viel und noch nicht zu weit zurückliegende Erfahrung in der Kinderbetreuung haben, die englische Sprache gut beherrschen und kreativ, selbstständig und verantwortungsbewusst sein. Kurzum: Sei die männliche Mary Poppins. (lacht) Aber wenn du dir sicher bist, dass du als Au Pair tätig sein möchtest, dann zögere nicht, dich zu bewerben!

Wir hatten schon richtig tolle männliche Au Pairs und es gibt Familien, die speziell männliche Au Pairs suchen. Sei geduldig und gib nicht zu früh die Hoffnung auf, wir finden eine Familie für dich!au-pair-usa2


Hast du allgemeine Tipps für jemanden, der darüber nachdenkt, sich für ein Au Pair-Programm zu bewerben? Was muss man für den Job mitbringen – außer Erfahrung in der Kinderbetreuung – und woran denken viele vielleicht gar nicht?

Ich glaube, die meisten Au Pairs sind wirklich überrascht, wie wichtig Autofahren ist. Viele Programmteilnehmer kommen nicht aus Gegenden, wo das Fahren oder Besitzen eines Autos zwingend erforderlich ist. In großen Teilen der USA ist das öffentliche Verkehrsnetz hingegen nicht so gut ausgebaut und um von A nach B zu kommen, ist ein Auto unerlässlich. In den USA fangen wir auch schon sehr früh mit dem Autofahren an. Ich habe zum Beispiel mit 15 Jahren fahren gelernt.

Folglich wollen Familien natürlich, dass ihr Au Pair ein sicherer Autofahrer ist. Schließlich fährst du mit ihren Kindern in ihrem Auto. Da gilt: „Safety first“. Also übe dich im Autofahren und sammle möglichst viel Fahrerfahrung vor dem Programmstart.

Die englische Sprache ist hingegen in den seltensten Fällen ein Problem. Ich habe bisher kaum junge Leute aus Deutschland oder Österreich getroffen, die nicht in der Lage gewesen wären, sich auf Englisch zu verständigen.

Allerdings solltest du dir darüber im Klaren sein, dass du als Au Pair eine lange Zeit im Ausland leben wirst. Es ist kein Urlaub oder ein zweiwöchiger Trip. Du wirst 12 ganze Monate von deiner Familie und deinen Freunden getrennt sein. Das kann einem durchaus Angst machen. Als ich das erste Mal für einen längeren Aufenthalt nach Österreich geflogen bin, habe ich im Flieger Rotz und Wasser geheult. Und als ich Österreich ein Jahr später wieder verlassen habe, habe ich wieder Rotz und Wasser geheult, weil ich nicht mehr weg wollte. (lacht)

Manche Tage werden härter sein als andere. Es wird Tage geben, an denen du die Nase voll hast von deiner Gastfamilie, den Kids, den Amerikanern und der amerikanischen Lebensweise. Du wirst an dem Punkt angelangen, wo du einfach mal wieder ein gutes deutsches Brot essen willst, du wirst dein Zuhause vermissen, deinen Freund oder deine Freundin, deine Eltern und deine Freunde. Das ist normal. Aber es lohnt sich, diese schwierigeren Phasen zu überstehen, denn die guten Erfahrungen, die du während deiner Zeit im Ausland sammeln wirst, überstrahlen all das. Nach deinem Jahr als Au Pair wirst du ein anderer Mensch sein, weil du so viel daraus mitnehmen kannst.


Heimweh hatte vermutlich jeder von uns schon einmal. Was mache ich, wenn ich wirklich sehr unter Heimweh leide? Und ich meine akutes „Ich-will-nach-Hause-Heimweh“?

Ich habe schon ein paar Mal stark unter Heimweh gelitten. Ein Tipp von mir: Erwarte ein bisschen Heimweh zu haben, damit es nicht so überraschend kommt. Wenn du darauf vorbereitet bist, dass es dir an manchen Tagen vielleicht nicht so gut geht und weißt, wie du damit umgehen kannst, ist das der erste Schritt. Darüber zu sprechen ist der nächste Schritt.

Auch wenn es Überwindung kostet – vielleicht bist du schüchtern oder es fällt dir schwer aus dir herauszugehen -, rede mit anderen über deine Probleme. Dadurch wird es dir sofort besser gehen.

Auch wir können dir helfen. Aber nur, wenn wir wissen, dass es dir nicht gut geht. Amerikaner denken normalerweise „no news is good news“. Wenn wir nichts von dir hören, gehen wir davon aus, dass bei dir alles OK ist.

au-pair-usa1Außerdem ist es wichtig, dass du dich nicht in deinem Zimmer bei deiner Gastfamilie verschanzst und nur mit deiner Familie und deinen Freunden zuhause skypest. Mach das einmal. Und dann erst wieder eine Woche später. Kontaktiere deinen Ansprechpartner vor Ort und sag ihm, dass du Leute in deinem Alter kennenlernen willst. Durch das Au Pair-Programm existiert bereits ein soziales Netzwerk und du kannst leicht in Kontakt mit anderen Au Pairs in deiner Umgebung kommen. Finde Freunde, melde dich für College-Kurse an – es gibt so viele Möglichkeiten. Heimweh zu haben ist vollkommen normal. Aber lass dir dadurch nicht deinen Aufenthalt als Au Pair vermiesen, für den du hart gearbeitet hast.


Wie wählt ihr eure Gastfamilien aus?

Viele potentielle Gastfamilien nehmen online Kontakt mit uns auf. Wir haben erfreulicherweise viele Familien, die immer wieder Au Pairs aufnehmen. Diese Familien sind wirklich wertvoll, da sie bereits Erfahrung mit unserem Programm haben und wissen, worauf es ankommt und worauf sie sich einlassen. Denn auch für die Gastfamilien ist es nicht immer einfach, jemanden Fremdes in ihr Zuhause und ihre Familie zu integrieren. Unsere „Wiederholungsfamilien“ sind auch deshalb so wichtig für uns, weil sie anderen Familien berichten, wie zufrieden sie mit ihren Au Pairs und der Erfahrung allgemein sind. Sie sind begeistert davon, jemanden aus einer ganz anderen Kultur unter ihrem Dach willkommen zu heißen – jemand, der ihren Kindern vielleicht ein bisschen deutsch oder spanisch beibringt, ab und zu traditionelle Gerichte aus der Heimat kocht und so weiter. Sie empfehlen uns oft andere Familien, die auch daran interessiert sind, ein Au Pair aufzunehmen.

Alle Familien, die sich bei uns bewerben, müssen ein persönliches Interview mit einem unserer Koordinatoren führen. Sie müssen in der Nähe dieses Koordinators wohnen, da dieser auch der Ansprechpartner sowohl für die Familien als auch für die Au Pairs ist, falls mal etwas schief laufen sollte.

Unser Koordinator vor Ort schaut sich auch die Wohnverhältnisse der Familien an. Er versichert sich, dass z.B. das Zimmer des Au Pairs unseren Anforderungen entspricht, aber auch, dass es sich um ein Familienumfeld handelt, in dem wir guten Gewissens ein Au Pair platzieren können. Wenn uns unser Koordinator mitteilt, dass ihm nicht wohl dabei wäre, sein eigenes Kind dort unterzubringen, dann kommt die Familie auch für unsere Au Pairs nicht infrage.

Aber wenn die Familien den Bewerbungsprozess erfolgreich durchlaufen haben, dann können wir meist recht schnell ein Au Pair vermitteln.


Mit welchen Problemen haben sowohl Au Pair als auch Gastfamilie erfahrungsgemäß am häufigsten zu kämpfen?

Am häufigsten kommen vermutlich Persönlichkeitskonflikte vor. Beide Seiten – du als Au Pair und deine Gastfamilie – mögen während des Interviewprozesses noch so begeistert voneinander sein. Dennoch kann es vorkommen, dass ihr vor Ort merkt, dass ihr überhaupt nicht miteinander auskommt. Das kommt ab und zu mal vor. Und das ist keine große Sache. Wir können dir eine neue Gastfamilie und der Gastfamilie ein neues Au Pair vermitteln.

Ein anderes großes Problem ist oftmals tatsächlich das Autofahren. Darüber haben wir ja bereits gesprochen – bist du kein guter und sicherer Autofahrer, wird die Gastfamilie nicht wollen, dass du ihr Auto mit ihren Kindern darin fährst.

Allgemein lässt sich sagen, dass Konflikte oftmals durch Kleinigkeiten ausgelöst werden, die sich nach und nach anhäufen und aufbauschen. Oft mangelt es ganz einfach an der Kommunikation zwischen Au Pair und Familie. Viele Probleme lassen sich schon durch ein offenes Gespräch aus der Welt schaffen. Sowohl du als auch deine Gasteltern sind erwachsene Menschen, also redet miteinander, wenn euch etwas nicht passt.

Wenn das nichts bringt, dann sprich mit uns. Wir tun, was wir können, um dir zu helfen, schließlich wollen wir, dass alle unsere Au Pairs eine tolle Zeit haben. Ich habe noch immer Kontakt zu meiner Gastfamilie von meinem Austausch und das ist mittlerweile über 15 Jahre her. Ich war seitdem bestimmt schon über zehn Mal in Österreich und habe sie besucht. Deshalb empfehle ich euch: Macht das Beste aus eurer Zeit im Ausland – es ist eine einzigartige Erfahrung! Und wir helfen euch gerne wo es nur geht.


Haben Au Pairs auch die Möglichkeit herumzureisen?

Als Au Pair stehen dir zwei Wochen bezahlter Urlaub zu und mindestens ein komplettes freies Wochenende (also Freitagabend bis Montagmorgen) pro Monat. Viele Au Pairs nutzen das, um Wochenendausflüge zu machen. Am Ende deines 12-monatigen Aufenthalts hast du zudem noch 30 Tage Zeit, kreuz und quer durch die USA zu reisen, bevor du nach Hause fliegst.


Vielen Dank für deine Zeit, Michael. Willst du allen zukünftigen Au Pairs noch etwas mit auf den Weg geben?

Eigentlich nur: Traut euch und bewerbt euch! Wir freuen uns dich demnächst in New York City begrüßen zu dürfen!


 

Möchtest du wissen, was ehemalige Au Pairs über ihren Aufenthalt im Ausland berichten? Dann schau doch mal hier vorbei!

 

Von Lisa Scholz

Lisa ist Teil des Marketing-Teams bei TravelWorks. Obwohl sie davon überzeugt ist, dass sie in Neuseeland bereits den schönsten Platz auf Erden gefunden hat, gibt es noch viel zu viele Orte, die erkundet werden wollen. Wohin es als nächstes geht, ist noch offen. Dank der täglichen Arbeit mit Texten und Bildern aus allen Ecken und Enden der Welt mangelt es zumindest nicht an Inspiration.

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