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Zwischen Bananenbäumen und Taranteln – Freiwilligenarbeit in Lateinamerika (Part 1)

„Life begins at the end of your comfort zone.“

Neale Donald Walsh

Ich heiße Luisa, bin 28 Jahre alt und arbeite bei TravelWorks im Marketing-Team. Zwischen zwei Jobs habe ich kurzerhand eine dreimonatige Reise nach Lateinamerika eingelegt und Freiwilligenarbeit für ein Umweltschutzprogramm in Panama geleistet. Hier erzähle ich euch von meinen verrückten Erlebnissen im Dschungel, meiner aufregenden Rundreise durch Panama und meinem spontanen Trip nach Kolumbien. Los geht’s mit Part 1:

Warum entschied ich mich für Freiwilligenarbeit in Lateinamerika?

Die Frage, warum ich ausgerechnet Panama für meine Reise auswählte, wurde mir sehr häufig gestellt. Tatsächlich hatte ich vorher keine großen Vorstellungen über das Land. Bekannt war mir nur der berühmte Kanal, das Kinderbuch von Janosch und die berüchtigten Panama Papers. Als ich mich zu der Reise entschloss, brauchte ich eine Veränderung in meinem Leben. Normalerweise bin ich sehr auf Gewohnheiten fixiert und traue mich nur selten aus meiner Komfortzone heraus. Nun aber schien es mir an der Zeit, etwas Abenteuerliches zu wagen und ins Ausland zu gehen – am besten so weit weg wie möglich.

Ein Papagei in freier Wildbahn
Ein Papagei in freier Wildbahn

Zwischen den bekannten Optionen Au Pair, Work and Travel und Sprachreisen interessierte mich besonders die Freiwilligenarbeit. Dabei können sich Teilnehmer für verschiedene Projekte in den Bereichen Soziales, Tier- und Naturschutz engagieren. Im Internet stieß ich auf ein Umweltschutzprogramm, das sich für den Erhalt des lateinamerikanischen Regenwaldes einsetzt. Ich nahm Kontakt auf und bekam schnell die Bestätigung für einen zweimonatigen Freiwilligendienst. Daraufhin begann ich mit der Planung und kündigte kurze Zeit später meinen Job.

Vorbereitung und Abreise

Bei einer solch langen Reise muss einiges beachtet werden. Ein Visum benötigte ich nicht, jedoch nahmen die Impfungen und die Auswahl der besten Flugoption einige Zeit in Anspruch. Außerdem erhielt ich eine detaillierte Liste mit empfohlener Kleidung und nützlichen Utensilien, die ich in einem Outdoor-Geschäft besorgte – darunter Zip-Hosen und atmungsaktive Langarmshirts sowie eine Stirnlampe. Der Tag meiner Abreise kam dann doch schneller als erwartet. Am Flughafen verabschiedete ich mich mit einem mulmigen Gefühl von meiner Familie und kam schließlich doch ins Zweifeln, ob ich die richtige Entscheidung getroffen hatte. Allein und ohne Sprachvorkenntnisse in ein weit entferntes Land zu reisen hatte ich vorher noch nie getan.

Autorin am Flughafen vor der Abreise
Autorin am Flughafen vor der Abreise

Nach einem langen Flug erreichte ich am frühen Abend Panama. Mit dem Taxi fuhr ich zu einem Hostel, in dem einige meiner zukünftigen Kollegen an dem Abend übernachten sollten. Als ich dort ankam, lernte ich direkt einen anderen Freiwilligen aus Kanada kennen, der am nächsten Tag mit mir zum Camp in den Regenwald fahren würde. Mit eingerosteten Englischkenntnissen unterhielt ich mich noch eine Weile mit ihm und legte mich danach erschöpft schlafen.

Freiwilligenarbeit in Lateinamerika

Ankunft im Regenwald

Am nächsten Tag machten wir uns auf den Weg zum Camp. Einige fuhren den weiten und sehr hügeligen Weg mit Mountainbikes, ich saß mit im Auto. Während der Fahrt bestaunte ich die Umgebung und entdeckte wilde Hunde, leuchtend blaue Schmetterlinge und sogar ein Gürteltier. Nach einigen Stunden machten wir eine kleine Rast am Fluss und aßen unser Mittagessen, das als kleines Päckchen in Bananenblätter eingewickelt war. Einige Stunden später erreichten wir schließlich das Camp mitten im Dschungel und ohne Nachbarn. An dem Tag lernte ich die restlichen Mitarbeiter kennen, die alle auch auf dem Gelände wohnten und ein eigenes kleines Häuschen besaßen.

Das Baumhaus für die Freiwilligen
Das Baumhaus für die Freiwilligen

Nach einer kleinen Führung konnten wir uns für den Rest des Tages ausruhen und erst einmal richtig ankommen. Wir Freiwilligen bekamen jeder unser eigenes Zimmer in einem Baumhaus, das circa fünf Gehminuten vom Gemeinschaftsraum entfernt lag. Das Besondere: Alle Häuser im Camp waren an den Seiten offen, also auch mein Schlafplatz. Als ich am ersten Abend im Dunkeln allein mit meiner Stirnlampe zum Essen ging, nahm ich sehr deutlich die lauten Urwaldgeräusche um mich herum wahr und gruselte mich ein wenig. An die Umgebung gewöhnte ich mich in den nächsten Tagen jedoch sehr schnell und nahm sie als sehr ruhigen und idyllischen Ort zum Wohlfühlen wahr.

Meine alltäglichen Aufgaben

In den nächsten zwei Monaten lernte ich den Regenwald in all seinen Facetten kennen. Meistens arbeitete ich im Garten, wo ich gemeinsam mit anderen Freiwilligen Peperoni, Gurken, Ananas und vieles mehr anpflanzte. Außerdem half ich einige Tage auf einer Bambusplantage aus und lernte, wie der Rohstoff optimal genutzt werden kann. Freitagnachmittags waren wir oft auf dem Feld der Nachbarn beschäftigt, die eine halbstündige Autofahrt entfernt wohnten. Schnell gewöhnte ich mich daran, entweder in brütender Hitze oder im strömenden Regen zu arbeiten.

Ein Faultier sitzt gemütlich in den Bäumen
Ein Faultier sitzt gemütlich in den Bäumen

Nachtwanderung mit Biologiestudenten

Ein Erlebnis von meiner Freiwilligenarbeit in Lateinamerika ist mir besonders in Erinnerung geblieben: Als eine Gruppe junger Biologiestudenten ins Camp kam, durften wir sie auf eine Nachtwanderung begleiten, um nach unentdeckten Tierarten Ausschau zu halten. Da meine Stirnlampe Infrarotlicht besitzt, sah ich überall um mich herum grün und rot glitzernde Punkte. Wie sich herausstellte, handelte es sich dabei um Augen von Spinnen und Fröschen. Von da an schaute ich etwas genauer hin, wo ich hintrat. In den nächsten Stunden fingen wir Schlangen, Geckos und andere Tiere ein, damit die Studenten sie anschließend untersuchen konnten.

Eine Affenmama mit ihrem Baby
Eine Affenmama mit ihrem Baby

Leben mit Freiwilligen aus aller Welt

Meine freien Tage verbrachte ich mit den anderen Freiwilligen im Naturpool oder am Fluss. Abends spielten wir oft Karten und tauschten uns über die Unterschiede zwischen unseren Ländern und Kulturen aus. Besonders viel Zeit verbrachte ich mit einem Franzosen und einer Kolumbianerin, die mich einlud, sie einmal in ihrem Heimatland zu besuchen. Daher beschloss ich, am Ende meiner Reise noch einen Abstecher nach Bogotá einzulegen. Mein Englisch verbesserte sich jeden Tag ein bisschen mehr und nach einigen Wochen konnte ich mich nahezu problemlos mit jedem unterhalten. Ein Panamaer gab mir sogar Spanischunterricht, wodurch ich schnell die wichtigsten Ausdrücke und Redewendungen lernte. Während meiner Zeit im Regenwald sah ich Affen, Faultiere, Kolibris, Schlangen, Kaninchen, Leguane, Geckos, Skorpione, aber leider auch Spinnen. Besonders schaurig lief es mir den Rücken herunter, als ich eines Nachmittags lesend in der Hängematte lag und über mir eine Tarantel kriechend einen Holzbalken überquerte.


4 Antworten auf „Zwischen Bananenbäumen und Taranteln – Freiwilligenarbeit in Lateinamerika (Part 1)“

Liebste Lu,

ein super toller Blog und ich bin der Meinung daraus sollte unbedingt ein Buch werden, das den Janosch Ausdruck „Oh wie schön ist Panama“ mit deinen Erlebnissen füllt.
Ich bin nicht nur großer Fan von dir, sondern von deinem Mut in ein fremdes Land zu reisen ganz auf dich alleine gestellt. Fantastisch! Ein Vorbild für viele Menschen, die auch mal etwas Neues wagen wollen. Bitte immer weiter schreiben und weiterhin mutig sein.

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