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Die Besteigung der Hausberge von Kapstadt

Zu Beginn meiner Weltreise habe ich vom TravelWorks-Team einige Aufgaben bekommen, die ich während der Mission Curiousity lösen muss. Dabei handelt es sich um fünf Themengebiete (Natur / Kultur / Action / Kulinarik / Gastfreundschaft), zu denen ich jeweils die Geheimnisse und Rätsel vor Ort entdecken und lüften soll. Nach der ersten Woche Kapstadt geht’s nun endlich los damit :)!

Mission Curiosity – Aufgabe 1 – Natur in Kapstadt

Die Erklimmung des steilen Lion’s Head

Sonnenuntergang während der Wanderung auf den Lion's Head
Sonnenuntergang während der Wanderung

Als erste sportliche Herausforderung in der Natur rund um Kapstadt habe ich mir den Lion’s Head herausgesucht, der innerhalb einer Stunde zu besteigen ist. Eine Mitschülerin in der Sprachschule erzählte mir, dass es am schönsten ist, den Berg bei Sonnenuntergang während des Vollmonds zu erklimmen, weil man so durch die beiden Himmelskörper die absolut pure Romantik der Natur erleben würde. Da das Wetter zur Vollmondnacht aber nicht mitspielte, machte ich mich mit anderen Sprachstudenten ein paar Tage später auf den Weg zur Spitze des Löwenkopfs, der so genannt wird, weil sein Profil mit dem des Tafelberges wie ein großer, liegender Löwe aussieht und er augenscheinlich den Kopf des Tieres darstellt.

Im Hintergrund die so genannten Zwölf Apostel
Im Hintergrund die so genannten Zwölf Apostel

Wir waren spät dran und machten uns um kurz nach 18 Uhr auf den Weg. Da die Sonne immer schneller unterging, hetzten wir schon fast auf den Berg, ließen es uns aber nicht nehmen, tolle Fotos auf dem Weg nach oben zu knipsen. Anfangs ist es ein leicht ansteigender Wanderpfad, später wird es dagegen immer steiler und felsiger, bis sogar einige Passagen kommen, bei denen man in die Felsen gehauene Metallketten und -stiege als Hilfsmittel benutzen muss. Als ich dort schon extrem verschwitzt ankam, machte ich mir wegen der fehlenden Zeit nur kurz Gedanken über meine leichte Höhenangst und dachte mir, das würde schon alles klappen. Ich kletterte immer weiter ohne Rücksicht auf Verluste und musste schon meine Mitwanderer zurücklassen, weil ich so erpicht darauf war, die letzten Strahlen der Sonne auf dem Gipfel zu erleben. Und ich habe es gerade so geschafft. Zum Beweis hier das Foto:

Letzte Sonnenstrahlen auf dem Gipfel des Lion's Head
Letzte Sonnenstrahlen auf dem Gipfel des Lion’s Head

Oben hatte man eine gigantische Aussicht auf das Meer, die Stadt und den Tafelberg. Leider hatte ich kaum Zeit sie zu genießen, weil es immer dunkler wurde. Plötzlich bekam ich etwas Angst, die Kletterpassage beim Abstieg im Dunkeln zurückzulegen. Nach dem sportlichen Schweißausbruch kam also ein kleiner Ausbruch von Panik. Also entschied ich mich sofort wieder den Rückwärtsgang einzulegen und das letzte Licht des Tages zu benutzen, um zumindest die schweirige Kletterpassage im Hellen zu überwinden, was mir auch gerade so gelang. Trotzdem hatte ich dabei ein sehr mulmiges Gefühl.

Kapstadt bei Nacht – Aussicht vom Lion's Head
Kapstadt bei Nacht – Aussicht vom Lion’s Head

Bergab flutschte es danach wieder ziemlich gut und meine Laune wurde wieder erheblich besser, als die Lichter Kapstadts zu leuchten begannen. Zu allem blinkenden Überfluss kamen die Sterne heraus, wir versuchten das Kreuz des Südens, ein auf der Südhalbkugel zu findendes Sternbild, zu erkennen, was uns allerdings misslang. Und da die strahlende Aussicht nach unten und oben noch nicht romantisch genug war, gesellten sich auch etliche Glühwürmchen zu uns und leuchteten uns den Weg.

Mit der Romantik hatte meine Mitschülerin also recht, doch wir erlebten sie hauptsächlich auf dem Weg zum Gipfel und wieder herunter. Trotz kurzer persönlicher Grenzüberschreitung war es ein perfekter Abend! (Unten erzählte uns man übrigens, dass es auch eine Umgehung des Klettersteigs gibt, die wesentlich einfach ist 🙁 😉 )

Die anstrengende Wanderung auf den Tafelberg

Wander-Crew – Meine Mitstudentinnen Nora, Marie und ich
Wander-Crew – Meine Mitstudentinnen Nora, Marie und ich

Zwei Tage später ging es auch schon auf das zweite und noch berühmtere Wahrzeichen der Stadt am Kap: den Tafelberg. Er wurde vor Kurzem zu einem von sieben Naturwundern der Welt ausgezeichnet, unter anderem neben den Wasserfällen von Iguaçu und der Ha Long Bucht in Vietnam, letztere werde ich auf meiner Reise auch noch zu sehen bekommen. Da eine Seilbahn hinauf führt, haben wir uns entschlossen, den Berg am Nachmittag nach dem Unterricht zu erklimmen und abends mit dem cable car wieder hinunter zu fahren.

Der Aufstieg war steil und felsig, an der Talstation der Seilbahn ging er für uns bei sommerlichen Temperaturen los. Sobald man dann allerdings im Schatten der Platteklip Gorge, einer Schlucht, durch die sich der Pfad schlängelt, angekommen war, wurde es windig und kalt. Daher mussten wir unsere windfesten Jacken auspacken und anziehen, bis wir es zum Plateau und wieder in die Sonne geschafft hatten. Oben erstreckt sich die Ebene über riesige Weiten, sodass man selbst dort noch einmal Stunden verbringen und die Aussicht in jede Richtung genießen kann. Am spektakulärsten ist eindeutig der Blick auf Kapstadt und den Lion’s Head – das Panorama erinnerte fast an Rio de Janeiro mit seinem Zuckerhut.

Kurz vor der letzten Talfahrt genehmigten wir uns noch ein Gipfelbier. Dahoam in Bayern ist es ja schließlich auch üblich, in der Alm einzukehren und sich als Belohnung für die Anstrengung etwas zu gönnen. Also haben wir diese Tradition einfach auf unsere Wandertour in Südafrika übertragen und dabei der Sonne beim Untergehen zugeschaut.

Auf dem Plateau des Tafelbergs
Auf dem Plateau des Tafelbergs

Nach unten ging es dann zur Schonung unserer Knie mit dem Table Mountain Cable Car, einer Seilbahn, in deren zwei sich drehenden Gondeln jeweils mehrere Dutzend Leute Platz haben. Wegen des starken Windes war mir mal wieder etwas mulmig zumute, doch ich habe mich einfach durch Fotografieren abgelenkt ;).

Von Stephan Braun

Stephan aus München war unser Entdecker 2014/2015. Seine Weltreise führte ihn nach Südafrika, Australien, Neuseeland und Vietnam. In seinem eigentlichen Leben ist er Grafikdesigner und liebt es in seiner Freizeit seinen Hobbys nachzugehen: Freunde treffen, ins Kino gehen, kochen, wandern, Rad fahren, fotografieren und natürlich reisen. Er hatte fast acht Monate Zeit, um für uns die letzten Geheimnisse der Welt zu lüften.

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